Vor nicht alt zu
langer Zeit beschlossen mein Trainingspartner und Motivator Nr. 1 Dietmar und
meine Wenigkeit uns neue Ziele in der Sportwelt zu suchen. Nach reichlichen
Überlegungen beschlossen wir, dass die Weltherrschaft im Laufsport ein schönes
realitätsfernes Ziel sein sollte (Anm.: bitte nicht nachmachen – Ziele sollten im
Idealfall gerade noch erreichbar sein). Die Eroberung unserer Bundeshauptstadt
Wien sollte ein erster Schritt in die richtige Richtung sein…und was passt da besser
als der Vienna Night Run? Erfolgreiche Eroberungen erfolgen in der Regel in der
Dunkelheit, da die Sichtweite für die Gegner stark eingeschränkt ist. Am Rande
Wiens angekommen, beschlossen wir uns im Untergrund (U-Bahn) ins Zentrum
vorzuarbeiten – nur einmal kamen wir vom Weg ab – als uns die Aussicht auf ein WC
am Westbahnhof 20 min in die Irre führte. Der Start erfolgte um 20 Uhr, was auch
gut war, nachdem wir beim sightseeing zwischenzeitlich Graz und Wien
verwechselten (kann ja mal passieren, aber zur Erinnerung: Herrengasse = Graz –
Kärntnerstraße = Wien). Mit der Erkenntnis, dass unsere Orientierung eigentlich
super ist – wir das aber leider viel zu selten zeigen – kamen wir rechtzeitig
zurück zum Start am Rathausplatz. Unter den 16 200 Teilnehmern erspähten wir
sehr bald unsere schärfsten Konkurrenten. 4 Kenianer und das junge Fräulein in
grün gleich rechts neben uns. Als sich diese als Miss Austria entpuppte
erkannten wir erst, dass die ganzen Kameras nicht auf uns, sondern doch in ihre
Richtung zielten. War zwar nicht ganz fair, aber auf dem Weg zur Weltherrschaft
muss man eben auch Rückschläge einsteckenJ Aus Angst von der Miss Austria angesprochen zu werden (PR Termine
würden uns vom Training abbringen) waren wir heilfroh, als endlich der
Startschuss ertönte und wir flüchten konnten. Es wurde schlussendlich Rang 18 ,
was für die derzeitigen Trainingsverhältnisse (es geht ja erst wieder los) ganz
ordentlich war. Auch Dietmar konnte sein Ziel erreichen und wird von Lauf zu Lauf schneller. An der Spitze liefen wie erwartet die Kenianer und wir wissen
nun einmal mehr, dass die Eroberung der Laufwelt nur über sie führen wird. J J J J
So – jetzt Spaß bei
Seite: der Vienna Night Run ist eine tolle Veranstaltung für einen guten Zweck –
denn 6 Euro pro Starter gehen an die Initiative Licht für die Welt. Auch die
Stimmung und die Möglichkeit, einmal auf der gesperrten Ringstraße entlang Wiens
Sehenswürdigkeiten zu laufen, ist eine tolle Erfahrung die man so schnell nicht
vergisst. Mit meiner Zeit und Platzierung bin ich zufrieden – aber natürlich
weiß ich, dass ich von meiner Idealform derzeit mindestens 1 bis 2 min entfernt
bin. Die Motivation passt jetzt jedenfalls wieder und ich freue mich schon aufs
kommende Training. Hut ab vor jenen Sportlern, die trotz herber Rückschläge im
Laufe ihres Lebens ihren Weg meistern – wie z.B. der blinde Kenianer Henry
Wanyoike. Wie es der Zufall wollte, konnte ich mit ihm und seinem Begleitläufer
gemeinsam über die Ziellinie laufen. Henry Wanyoike wurde berühmt, als sein
damaliger Guide bei den Paralympics gegen Ende der Strecke zusammenbricht und
er ihn durch das Ziel schleift. Damals gewann er Gold über 5000 m und hält auch
jetzt noch in 15 min 11 sec den Weltrekord für Blinde über diese Strecke! Link
zum Video: http://www.youtube.com/watch?v=qCQ9vGnN0vQ